Vitamin-D-Versorgung bei Säuglingen
In Deutschland erhalten alle Babys ab der 2. Lebenswoche routinemäßig täglich ein Vitamin-D-Präparat. Diese Maßnahme wird auch als Rachitis-Prophylaxe bezeichnet und fördert die altersgerechte Entwicklung der Knochen bzw. des Skeletts.
Vitamin D zur Rachitis-Prophylaxe im Säuglingsalter
Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung von Anfang an ist wichtig für die Mineralisation der Knochen. Fehlt Vitamin D, kann es zu einer Knochenerweichung mit Verformungen des Skeletts (z. B. Fehlstellungen der Wirbelsäule, X- oder O-Beine, Abflachung des Schädels) kommen. Dieses Krankheitsbild wird als Rachitis bezeichnet und war zu früheren Zeiten keine Seltenheit.
Säuglinge zählen zu den Risikogruppen für einen Vitamin-D-Mangel, weil die körpereigene Vitamin-D-Bildung nicht ausreicht, um ihren Bedarf zu decken. Daher empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (DGKJ) für alle Säuglinge eine sogenannte „Rachitis-Prophylaxe“ mit Vitamin D. Das bedeutet konkret:
- Ab der 2. Lebenswoche erhalten alle Babys täglich eine Vitamin-D-Tablette mit 400 bis 500 I.E. (Internationale Einheiten) Vitamin D.
- Im Herbst und Winter geborene Kinder erhalten die tägliche Vitamin-D-Gabe über einen Zeitraum von etwa 18 Monaten.
- Für alle anderen Kinder reicht in der Regel eine Vitamin-D-Gabe über die Dauer von 12 Monaten aus.
Seit Einführung der Rachitis-Prophylaxe tritt die Erkrankung hierzulande nur noch selten (z. B. bei Grunderkrankungen) auf.
Gut zu wissen: In der Regel wird die Rachitis-Prophylaxe mit Vitamin D mit einer Kariesprophylaxe mit Fluorid kombiniert. In der Apotheke stehen entsprechende Präparate zur Verfügung, die beide Nährstoffe in der richtigen Dosierung für Säuglinge enthalten.
Warum zählen Säuglinge zu den Risikogruppen für einen Vitamin-D-Mangel?
Die wichtigste Quelle für Vitamin D ist die körpereigene Vitamin-D-Produktion in der Haut. Sie deckt etwa 80 bis 90 Prozent unseres täglichen Vitamin-D-Bedarfs. Allerdings kann der Körper nur dann ausreichend Vitamin D bilden, wenn genügend Sonnenlicht (genauer gesagt: UV-B-Strahlung) auf die Haut einwirkt. Da Säuglinge aufgrund des geringen Eigenschutzes der Haut keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden dürfen, fällt diese Quelle für sie praktisch vollständig weg.
Die zweite Quelle für Vitamin D ist die Nahrung – sie kann bei normaler Ernährung 10 bis 20 Prozent unseres Bedarfs decken. Die Menge an Vitamin D, die Säuglinge durch Muttermilch oder Säuglingsnahrung aufnehmen, reicht allerdings nicht aus, um ihren Vitamin-D-Bedarf zu decken.
Daher sind Säuglinge auf die gezielte Versorgung mit Vitamin D durch geeignete Präparate aus der Apotheke angewiesen. Sprechen Sie dazu mit Ihrem Kinderarzt.
Vitamin D: Funktionen im Überblick
Vitamin D übernimmt zahlreiche Funktionen im Stoffwechsel und ist für unsere Gesundheit und für unser Wohlbefinden unverzichtbar.
Eine gute Vitamin-D-Versorgung ist für den Menschen daher wichtig – und zwar von Anfang an.
Feste Knochen und Zähne: Vitamin D spielt eine wichtige Rolle für die Mineralisation der Knochen und Zähne, denn es sorgt dafür, dass Calcium und Phosphat aus dem Dünndarm besser aufgenommen und als Calciumphosphat in Knochen und Zähne eingelagert werden. Auf diese Weise fördert das „Sonnenvitamin“ die Härtung des Knochens.
Normale Muskelfunktion: Vitamin D trägt zum Erhalt einer normalen Muskelfunktion bei, denn es reguliert die Bildung und den Stoffwechsel von Muskelzellen.
Immunsystem: Vitamin D trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei. Es ist unter anderem an der Bildung antimikrobieller Abwehrstoffe beteiligt und spielt auch eine Rolle für die Regulation antientzündlicher Prozesse.
- 1 Berg, B., Cremer, M. et. al.: Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter. Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. In: Monatsschr Kinderheilkd 2021 · 169:550–558
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Stand: zuletzt aktualisiert am 31.07.25
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Autoren:
Jennifer Hamatschek, Chefredaktion Medizin und Pharmazie
Jennifer Hamatschek hat Germanistik und Pharmazie an der LMU München studiert. Sie ist eine renommierte Fachjournalistin für Medizin und Gesundheit, die seit über 15 Jahren komplexe medizinische Inhalte zielgruppengerecht und evidenzbaisert aufbereitet. Mehr zur Autorin Jennifer HamatschekTatiana Schmid, Chefredaktion Gesundheit und Ernährung
Tatiana Schmid ist Diplom-Oecotrophologin und eine profilierte Fachjournalistin für Gesundheit, Medizin und Ernährung mit über einem Jahrzehnt redaktioneller Erfahrung. Mehr zur Autorin Tatiana Schmid
ICD-Codes:
ICD-Codes (International Classification of Diseases) sind weltweit anerkannte medizinische Verschlüsselungen für Diagnosen. Sie werden von Ärzt:innen verwendet, um Krankheiten und Gesundheitsstörungen eindeutig zu klassifizieren und finden sich beispielsweise in Arztbriefen, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und Abrechnungen mit Krankenkassen.
Quellen:
- Pschyrembel Online: Vitamin D (Abrufdatum 31.07.25)
- Deutsche Gesellschaft für pädiatrische und adoleszente Endokrinologie und Diabetologie (DGPAED), Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ): S1-Leitlinie Vitamin-D-Mangel-Rachitis (Abrufdatum 31.07.25)
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) : Referenzwert Vitamin D, Stand: 2012 (Abrufdatum 31.07.25)
- Robert Koch Institut: Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D. (Stand: März 2025) (Abrufdatum 31.07.25)
- Kaur J, Khare S, Sizar O, et al. Vitamin D Deficiency. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL). (Stand: Januar 2025) (Abrufdatum 31.07.25)
- Berg, B., Cremer, M. et. al.: Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter. Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. In: Monatsschr Kinderheilkd 2021 · 169:550–558. (Abrufdatum 31.07.25)
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