Infektanfälligkeit
Immer wieder Husten, Halsschmerzen oder Schnupfen? Möglicherweise steckt eine Vitamin-D-Unterversorgung dahinter. Denn eine unzureichende Versorgung mit dem sogenannten „Sonnenvitamin“ kann das Immunsystem ausbremsen – und so die Anfälligkeit für Infekte erhöhen.
Vitamin D: Wie es unser Immunsystem beeinflusst
Viele wissen, dass Vitamin D für gesunde Knochen und Zähne wichtig ist. Weniger bekannt ist die Bedeutung des sogenannten Sonnenvitamins für das Immunsystem. Dabei wurde schon in früheren Jahrhunderten die Wirkung von Vitamin-D-haltigem Fischöl (Lebertran) als Stärkungsmittel sehr geschätzt.
Vitamin D kann unsere Abwehrkräfte auf vielfältige Weise beeinflussen1:
- Vitamin D ist vor allem für unsere unspezifische Abwehr (angeborenes Immunsystem) wichtig, kann jedoch auch auf die spezifische Abwehr (erworbenes Immunsystem) einwirken.
- Vitamin D fördert die Bildung von antimikrobiell wirksamen Substanzen in den sogenannten Fresszellen (Makrophagen), die als schnelle Eingreiftruppe Krankheitserreger bekämpfen.
- Vitamin D kann offenbar auch die Aktivität der natürlichen Killerzellen erhöhen, die Viren und andere Erreger abwehren können.
- Vitamin D kann Entzündungsprozesse im Körper hemmen. Auf diese Weise könnte der Krankheitsverlauf von Atemwegsinfekten (z. B. Influenza) positiv beeinflusst werden, indem die Symptome abgemildert werden, die infolge einer Entzündungsreaktion im Körper auftreten.
Eine gute Versorgung mit Vitamin D trägt also zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei.
Gut zu wissen: Vitamin D nimmt eine Sonderstellung unter den Vitaminen ein. Denn im Gegensatz zu allen anderen Vitaminen, kann der Körper Vitamin D selbst herstellen. Allerdings ist dafür eine ausreichende Sonnenbestrahlung der Haut notwendig, die in unseren Breitengraden vor allem in den Wintermonaten nicht gewährleistet ist. Alleine über die Nahrung lässt sich der Vitamin-D-Bedarf nicht decken: Nur 10 bis maximal 20 Prozent des Tagesbedarfs können dem Körper über diesen Weg zugeführt werden.
Je weniger Vitamin D, desto höher die Anfälligkeit für Infekte
Bei einem schlechten Vitamin-D-Status wird häufig eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte beobachtet. Vor allem bei Atemwegsinfekten werden verschiedene Zusammenhänge gesehen:
- In den sonnenarmen Herbst- und Wintermonaten ist ein Vitamin-D-Mangel hierzulande sehr verbreitet. Gleichzeitig treten Atemwegsinfekte gerade in dieser Zeit besonders häufig auf.
- Eine umfassende Übersichtsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) kommt zu folgenden Ergebnissen2:
- Je schlechter der Vitamin-D-Status, desto höher ist das Risiko für Atemwegsinfektionen.
- Eine gute Versorgung mit Vitamin D kann vor akuten Atemwegsinfekten schützen.
- Ein schlechter Vitamin-D-Status erhöht nicht nur das Risiko für Atemwegsinfektionen, sondern kann möglicherweise auch den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen.1
Tipps für die Vitamin-D-Versorgung
In Deutschland erreichen nur rund 38 Prozent der Erwachsenen eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D. Vor allem in der kalten Jahreszeit ist ein Mangel verbreitet. Daher empfiehlt es sich, den eigenen Vitamin-D-Spiegel im Blick zu halten und auf eine ausreichende Versorgung mit dem Sonnenvitamin zu achten.
Gut zu wissen: Wenn Sie wissen möchten, wie es um Ihren aktuellen Vitamin-D-Status bestellt ist, kann ein einfacher Bluttest weiterhelfen. Lesen Sie hier mehr zur Diagnostik
Infektanfälligkeit: Häufige Fragen
Wer immer wieder krank bzw. erkältet ist, sollte seine Abwehrkräfte stärken. Oft ist schon viel gewonnen, wenn man die Faktoren vermeidet, die sich negativ auf das Immunsystem auswirken können. Dazu zählen zum Beispiel: Ein Mangel an Nährstoffen (z. B. Vitamin C, Vitamin D, Zink und Eisen), Stress, Schlafmangel, zu wenig Bewegung, Zigaretten und Alkohol. In diesen Bereichen können Sie aktiv gegensteuern:
- Ernähren Sie sich ausgewogen und abwechslungsreich.
- Achten Sie auf eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen, die für die Immunabwehr wichtig sind.
- Kurbeln Sie die körpereigene Vitamin-D-Produktion an, indem Sie die Haut täglich für 5-25 Minuten der Sonne aussetzen.
- Bewegen Sie sich regelmäßig an der frischen Luft.
- Achten Sie insgesamt auf einen gesunden Lebenswandel.
- Trinken Sie ausreichend.
Im Zweifel sollte auch abgeklärt werden, ob eine Grunderkrankung besteht, die die Anfälligkeit für Infekte erhöhen kann.
Bei Erwachsenen gelten zwei bis vier Infekte (z. B. Erkältungen) pro Jahr als normal. Da sich das Immunsystem von kleinen Kindern noch in der „Trainingsphase“ befindet, erkranken sie deutlich öfter – bis zu 13-mal jährlich.
Es gibt zahlreiche Faktoren, die unsere Abwehr schwächen können:
- Eine unzureichende Versorgung mit bestimmten Nährstoffen: Für eine normale Funktion des Immunsystems ist eine gute Versorgung mit den Vitaminen A, C, D, E und dem Spurenelement Zink von zentraler Bedeutung.
- Stress: Zeitdruck, starke berufliche Belastungen oder private Sorgen – chronischer Stress kann krank machen. Denn er unterdrückt das Immunsystem, sodass Krankheitserreger besonders leichtes Spiel haben.
- Schlafmangel: Wer zu wenig oder schlecht schläft, ist anfälliger für Infekte. Die genauen Zusammenhänge sind noch nicht vollständig geklärt. Fakt ist jedoch, dass ausreichend Schlaf für eine schlagkräftige Abwehr unverzichtbar ist.
- Bewegungsmangel: Auch körperliche Inaktivität wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus. Umgekehrt kann jedoch auch ein übertriebenes Trainingsprogramm die Abwehr schwächen. Moderate, regelmäßige Bewegung ist in jedem Fall empfehlenswert.
- Flüssigkeitsmangel: Die Schleimhäute in den Atemwegen stellen die erste Schutzbarriere gegen Krankheitserreger dar. Wenn die Schleimhäute austrocknen (z. B. infolge von Flüssigkeitsmangel oder Heizungsluft) können die Abwehrprozesse nicht mehr optimal ablaufen – Viren und Bakterien gelingt es dann leichter, einzudringen.
- Rauchen: Nikotin beeinträchtigt die Funktion des Immunsystems, erhöht die Anfälligkeit für Infekte und ist häufig auch mit einem schwereren Krankheitsverlauf verbunden.
- Alkohol: Zu viel Alkohol dämpft das Immunsystem. Wer regelmäßig trinkt, ist häufig auch anfälliger für virale und bakterielle Infektionen, insbesondere der oberen Atemwege.
- Weitere Faktoren: Auch Störungen der Darmflora, chronische Grunderkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, HIV) und bestimmte Medikamente (z. B. Kortison-Tabletten, Antibiotika) können das Immunsystem schwächen.
Autoren, medizinische Fachinformationen und Quellen
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Stand: zuletzt aktualisiert am 15.09.25
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Dieser Text entspricht den Standards und Vorgaben aus der ärztlichen Fachliteratur, folgt den einschlägigen medizinischen Leitlinien, Veröffentlichungen von Fachgesellschaften sowie aktuellen Studien und wurde von Fachjournalisten geprüft. Mehr zu unseren Qualitätssicherungsstandards
Autoren:
Jennifer Hamatschek, Chefredaktion Medizin und Pharmazie
Jennifer Hamatschek hat Germanistik und Pharmazie an der LMU München studiert. Sie ist eine renommierte Fachjournalistin für Medizin und Gesundheit, die seit über 15 Jahren komplexe medizinische Inhalte zielgruppengerecht und evidenzbaisert aufbereitet. Mehr zur Autorin Jennifer HamatschekTatiana Schmid, Chefredaktion Gesundheit und Ernährung
Tatiana Schmid ist Diplom-Oecotrophologin und eine profilierte Fachjournalistin für Gesundheit, Medizin und Ernährung mit über einem Jahrzehnt redaktioneller Erfahrung. Mehr zur Autorin Tatiana Schmid
ICD-Codes:
ICD-Codes (International Classification of Diseases) sind weltweit anerkannte medizinische Verschlüsselungen für Diagnosen. Sie werden von Ärzt:innen verwendet, um Krankheiten und Gesundheitsstörungen eindeutig zu klassifizieren und finden sich beispielsweise in Arztbriefen, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und Abrechnungen mit Krankenkassen.
Fußnoten und Zitate:
- 1 Zittermann, A. et al.: Vitamin D und Infektanfälligkeit. Aktuel Ernahrungsmed 2015; 40: 240–246. (Abrufdatum: 15.09.25)
- 2 Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE): Guter Vitamin-D-Status kann vor akuten Atemwegsinfektionen schützen. Presseinformationen 30/2020. (Abrufdatum: 15.09.25)
Quellen:
- Pschyrembel Online: Vitamin D (Abrufdatum 15.09.25)
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) : Referenzwert Vitamin D, Stand: 2012 (Abrufdatum 15.09.25)
- Robert Koch Institut: Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D. (Stand: März 2025) (Abrufdatum 15.09.25)
- Kaur J, Khare S, Sizar O, et al. Vitamin D Deficiency. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL). (Stand: Januar 2025) (Abrufdatum 15.09.25)
- Zittermann, A. et al.: Vitamin D und Infektanfälligkeit. Aktuel Ernahrungsmed 2015; 40: 240–246. (Abrufdatum 15.09.25)
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE): Guter Vitamin-D-Status kann vor akuten Atemwegsinfektionen schützen. Presseinformationen 30/2020. (Abrufdatum 15.09.25)
Fachliche Endprüfung und Qualitätssicherung:
Sandra Winter, Gesundheitsredaktion
Sandra Winter ist eine erfahrene Gesundheitsjournalistin mit ausgewiesener Expertise in den Bereichen Ernährungswissenschaften, alternative Heilmethoden und Sportmedizin. Mit über 15 Jahren Erfahrung steht Sandra für vertrauenswürdige, wissenschaftlich fundierte und gut recherchierte Gesundheitsinformationen – immer am Puls aktueller Forschung und Trends in der Gesundheitsbranche. Mehr zu Sandra Winter
































